30 Jahre nach dem Pogrom in Rostock-Lichtenhagen

Das Pogrom in Rostock-Lichtenhagen als institutionalisierter Rassismus

Vortrag und Diskussion am 22. August 2022 um 18.00 Uhr in der Passage 13 in Halle-Neustadt

Wer das Pogrom in Rostock-Lichtenhagen gegen geflüchtete Roma-Familien und vietnamesische Vertragsarbeiter:innen verstehen will, muss sich mit institutionalisierten Rassismus als entscheidenden Faktor bei der Entstehung dieses Pogroms auseinandersetzen. Das Zusammenwirken von Institutionen wie Politik, Verwaltung und Medien erzeugte ein gesellschaftliches Klima, in dem rassistische Angriffe und Morde in breiten Bevölkerungskreisen beklatscht wurden.

Trotz der überragenden gesellschaftlichen und kulturpolitischen Bedeutung dieses Ereignisses fand die wissenschaftliche Analyse und erinnerungspolitische Auseinandersetzung zunächst nicht wirklich statt. So stellt sich die Frage, warum ausgerechnet in diesem Fall nicht nur die politische, sondern auch die juristische Aufarbeitung im Nachgang gescheitert sind. Die Ereignisse vom 22. bis 26.08.1992 in Rostock-Lichtenhagen werden in den Medien nach wie vor meist als „Ausschreitungen“ und „Übergriffe“ bezeichnet und sind als sogenannte „Krawalle“ in Erinnerung geblieben. Diese sprachlichen und erinnerungspolitischen Euphemismen zeigen, dass die Ereignisse in der Weißen deutschen Mainstreamgesellschaft bis heute nicht wirklich verstanden wurden.

Kien Nghi Ha, promovierter Kultur- und Politikwissenschaftler, forscht zu Asian German Studies an der Universität Tübingen. Als freier Publizist und Kurator arbeitet er auch zu postkolonialer Kritik, Rassismus und Migration.

Antifaschistische Reaktionen auf das Pogrom in Rostock-Lichtenhagen aus lokaler Perspektive

Podiumsdiskussion am 24. August 2022 um 18.00 Uhr in der Passage 13 in Halle-Neustadt

Vom 22. bis 26.08.1992 werden im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen geflüchtete Roma und ehemalige Vertragsarbeiter:innen aus Vietnam aufs Massivste angegriffen. Nachdem die Polizei sich anstatt einzugreifen nach kurzer Zeit ganz zurückzieht, werden aus dem aus mehreren tausend Menschen bestehenden Mob heraus Brandsätze auf das Sonnenblumenhaus geworfen und es wird gewaltsam in das Gebäude eingedrungen. Erst 30 Jahre danach benennt die Stadt Rostock die Ereignisse als das, was sie waren: ein Pogrom.

Doch wie sah der antifaschistische Gegenprotest zu der Zeit aus?

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion möchten wir gemeinsam mit der Thüringer Landtagsabgeordneten Katharina König-Preuss (DIE LINKE), Torsten Hahnel (Miteinander e.V.) und Karsten darüber sprechen, wie sich der antifaschistische Protest in Reaktion auf das Pogrom 1992 in Halle und Jena gestaltete.  Darüber hinaus wollen wir gemeinsam in die Reflexion gehen und einen Bezug zur Gegenwart herstellen: Was können wir, in Anbetracht der Kontinuität rechter Gewalt, aus den Erfahrungen von damals für unsere politische Praxis heute lernen?