Tag 23 im Halle-Prozess

Heute ist der 23. Verhandlungstag im #HalleProzess. Wir werden wieder in den Pausen hier im Thread berichten. Heute sollen die Abschlussplädoyers der Nebenklage fortgesetzt werden.

Heute ist ein Großteil des Saals im #HalleProzess leer. Es bleibt weiterhin wichtig den Plädoyers der Nebenklage Aufmerksamkeit zu schenken.

Als erstes spricht RAin Lewin. Sie schließt sich ihren Vorredner*innen von gestern an. Des Weiteren stellt sie sich die Frage, warum wir 75 Jahre nach den Nürnberger Prozessen in einem Land in dem über 6 Mio. Juden*Jüdinnen ermordet wurden, erneut einen antisem., rass. und antifem. Anschlag verhandeln müssen.

Dem Schweigen, Wegsehen und Unter-den-Teppich-Kehren der Familie des Attentäters schreibt sie eine wichtige Rolle zu. Auch wurde durch deren Aussageverweigerung eine umfassendere Aufklärung verhindert.

Weiterhin stellt sie fest, dass durch den #HalleProzess eine Vielzahl an Juden*Jüdinnen die Möglichkeit hatten, eigene persönliche Geschichten – von der Beeinflussung der Shoa auf die Familie bzw. Generation bis hin zu akt. jüd. Leben – zu erzählen.

Sie appelliert an jede*n Einzelne*n im Saal sich bei Antisemitismus und Rassismus angesprochen zu fühlen und sich diesen aktiv entgegenzustellen.

Anschließend spricht RA Goldstein. Er kritisiert, dass dem Attentäter eine Bühne geboten wurde, die es nicht hätte geben dürfen. Vielmehr hätte den Menschen eine Bühne geboten werden müssen, die durch ihr Handeln Schlimmeres verhindert haben.

Er kritisiert ebenfalls die Medien, welche den Anschlag mit der Shoa vergleichen würden und das Nebeneinander-Stellen des Attentäters mit dessen „Vorbildern“. Durch den Vergleich mit den „Großen“ würden Nachahmer*innen ermutigt werden.

Er verweist auf den Antisemitismus aus der „Mitte der Gesellschaft“. Er appelliert, eigene Antisemitismen und Rassismen zu reflektieren und zu bekämpfen. Die Bekämpfung von Antisem. und die Sicherung jüd. Lebens sieht er als gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

„Es reicht nicht den Anschlag zu verurteilen und dann wieder zum Tagesgeschäft überzugehen, (…), sondern Antisemitismus von rechts und von links zu bekämpfen.“

RAin Kalweit spricht in ihrem Plädoyer von dem Thema ‚Schuld‘, dass auf unterschiedlichen Ebenen relevant ist innerhalb des #HalleProzess.

Unter anderem meint sie, dass es auch wichtig ist sich mit der Schuld der eigenen Vorfahren im Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Das Wegschauen und die fehlende Auseinandersetzung damit führt oft zu fehlender Kenntnis über Antisemitismus.

RA Feige verliest als letztes sein Schlussplädoyer. Er verweist auf die Gefährlichkeit von Verschwörungsmythen und bittet den Attentäter nicht von seinem Schlussplädoyer Gebrauch zu machen.

Am 8.12. sollen weitere Schlussplädoyers der Nebenklage gehalten werden. Am 9.12. sollen die SP der Verteidiger und des Attentäters folgen. Am 21.12. soll das Urteil im #HalleProzess verkündet werden.

Danke auch heute wieder an die Kundgebung vor dem Landgericht.