Heute, am 11. Verhandlungstag, werden im #HalleProzess weitere Betroffene sprechen. Auch heute werden wir in den Pausen hier weiter berichten. Es ist weiterhin sehr wichtig, dass wir ihren Stimmen viel Aufmerksamkeit geben.
Heute sollen erstmals Zeug*innen, die zum Zeitpunkt des Anschlags im Kiez-Döner waren, aussagen.
Nachbemerkung zu gestern: Während der Einlassungen des Attentäters verließen Teile der Nebenklage den Raum. Auch hier zeigt sich wie ein selbstbestimmter Umgang den #HalleProzess aktiv gestalten kann.
Als erstes sagte eine Zeugin aus, welche nach einem Arzttermin am Kiez-Döner vorbei kam. Sie war etwa 3 Meter vom Attentäter entfernt als dieser auf sie schoss. Das Geschoss verfehlte sie, prallte jedoch hinter ihr gegen eine Hauswand, ein Nagel verletzte sie jedoch am Fuß. Anschließend entfernte sie sich in Richtung Reileck.
Als nächstes berichtet ein Zeuge, welcher zum Zeitpunkt des Anschlags auf den Kiez-Döner im diesem Mittag aß. Er schilderte einen plötzlichen Knall und wie ein Schuss das Fenster durchschlug.
Der Ausruf eines der Maler: „Raus hier, der erschießt uns hier alle!“ brachte ihn dazu die Situation zu realisieren. Daraufhin floh er Richtung WC und entkam durch ein Fenster in einem Abstellraum. Bei dem Sprung aus dem Fenster verletzte er sich am Oberkörper.
Auf der Flucht hörte er Kevin S. rufen: „Bitte nicht schießen!“
Negativ in Erinnerung blieb ihm, dass bereits wenige Tage später ein Presseteam vor seiner privaten Wohnadresse stand.
Auf die Frage welche Erwartungen der Zeuge an den Prozess hat, führt er aus, dass er die Hoffnung hat, der Gesellschaft würde klar, dass der Anschlag aus der Mitte der Gesellschaft heraus geschah.
Für ihn ist es schlecht vorstellbar, dass sein Umfeld über den langen Zeitraum der Vorbereitung keine Kenntnis von den Vorbereitungen hatte.
Als er von der Vorsitzenden gefragt wird, warum er sich entschloss als Nebenkläger am #HalleProzess teilzunehmen, betont der Zeuge die Gleichwertigkeit der Menschen. Diese beruht für ihn auf gegenseitigiger Achtung und moralischer Wertschätzung.
Er empfindet es als „Anmaßung jemanden wegen seines Glaubens, seiner Herkunft, sozial oder biologisch, das Lebensrecht abzusprechen.“.
Als Nebenkläger möchte der Zeuge als Teil der Zivilgesellschaft dem Attentäter entgegentreten.
Nach der Zeugenaussage wurden vor der Mittagspause mehrere Videos von der Bodycam des Attentäters im #HalleProzess als Beweismittel eingeführt.
Nach der Mittagspause wurden die Übersichts- und Detailaufnahmen der Ludwig-Wucherer-Straße als Beweismittel in den #HalleProzess eingebracht und der dafür zustandige LKA-Beamte befragt.
Wir begrüßen es, dass die Bildschirme, auf denen die Besucher*innen das Beweismaterial einsehen können, ausgeschaltet wurden, als die Fotos von Kevin S. gezeigt wurden.
Abschließend wurde ein Zeuge befragt auf den der Attentäter in der Ludwig-Wucherer-Straße schoss. Der Zeuge floh daraufhin in Richtung Steintor.
Die Verhandlung ist damit für heute abgeschlossen und wird am 15.9. fortgesetzt.
Danke auch heute wieder an die Kundgebung vor dem Gericht.