Aufruf zur Spontandemonstration
#SayTheirNames – Hanau ist überall
Am 19.02.2020 ermordete ein rechter Terrorist in Hanau seine Mutter und 9 Menschen aus rassistischen Motiven. Zum 22.08.2020 organisierten die Angehörigen der Opfer eine bundesweite Demonstration um an die Getöteten zu erinnern. Aufgrund der derzeitigen Pandemiesituation entwickelten die Organisator*innen auch ein Hygienekonzept.
Am gestrigen Abend wurde die Demonstration mit Verweis auf die Pandemiesituation verboten, eine rechtliche Anfechtung war daher nicht mehr möglich. Die Organisator*innen sagten daraufhin die Demonstration ab. Sie wollen stattdessen die inhaltlichen Akzente der Veranstaltung in einer Kundgebung artikulieren, die ab 15 Uhr per Livestream übertragen wird.
Wir sind wütend!
Wir sind wütend über den Umgang der Behörden mit dem rechten Terroranschlag von Hanau! Bis heute hat sich der hessische Innenminister Beuth nicht bei den Angehörigen entschuldigt.
Wir sind wütend über den Umgang der Behörden mit den Angehörigen des Terroranschlages! Es ist ein Schlag in das Gesicht der Hinterbliebenen die selbstorganisierte Demonstration am Abend vorher zu verbieten.
Wir sind wütend angesichts des fortwährenden rassistischen Normalzustandes in Deutschland!
Wir schließen uns daher der Forderung der Angehörigen an und möchten heute um 18 Uhr mit einer spontanen Demonstration an:
Mercedes Kierpacz,
Gökhan Gültekin,
Ferhat Unvar,
Fatih Saraçoğlu,
Sedat Gürbüz,
Vili Viorel Păun,
Kaloyan Velkov,
Hamza Kurtović
und Said Nesar Hashemi erinnern.
Sagt ihre Namen, say their Names!
Kommt heute 18 Uhr zum Steintor, bringt Transpis und euren Mund-Nasen-Schutz mit, seid wütend!
Wir werden Euch nicht vergessen, Hiç unutmayacaz!
Redebeitrag
Gemeinsames ein Zeichen setzen – Erinnerung an Hanau hochalten
Rassistischer, antisemitischer und rechtsradikaler Terror ist eine Realität die zu oft von der Politik und Mehrheitsgesellschaft verdrängt wird.
Wir brauchen Initiativen wie die des 19. Februar aus Hanau oder die Initiative 9. Oktober um auf diese Realität hinzuweisen und die Mehrheitsgesellschaft an ihre Verantwortung zu erinnern
Deswegen stehen wir heute hier in Halle und auf den Straßen von mehr als 60 anderen Städten in Deutschland.
Hanau, Halle und die vielen anderen Anschläge zeigen, Rassismus und Anrisemitismus sind tödlich. Verantwortlich dafür sind nicht nur die Täter, sondern alle, die dem rassistischen Klima in der Gesellschaft nichts entgegensetzen. Genauso wie alle jene, die den Rassismus und Antissmitismus in Deutschland befeuern. Sie sind mitschuldig.
Der Livestream heute, zeigte den Sxhmerz der Betroffenen und Hinterbliebenen. Er zeigte, die Trauer, das Leid und die Ohnmacht.
Aber auch die Wut und die Stärke der Solidarität, des gemeinsamen Protests und der kollektiven Forderungen nach lückenloser Aufklärung.
Und deswegen sind wir hier, um die Erfahrungen der Betroffenen weiterzugeben. Die Probleme beim Namen zu nennen und für eine gerechte Gesellschaft einzustehen.
In Hanau hieß es heute „Hanau dürfe keine Station sein, es muss die Endstation sein!“
Wie die Betroffenen in Hanau forderten, fordern auch wir
Soziale Gerechtigkeit
lückenlose Aufklärung
Politische Konsequenzen
Und würdevolles Erinnern
In Hanau, Halle und überall!
Rassismus, Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit betreffen uns alle und nur gemeinsam können wir diese überwinden und für eine bessere Zukunft kämpfen!