Wir werden heute in den Pausen weiter twittern. Schaut bitte regelmäßig beim halle-prozess-report.de vorbei und lest die Statements und Prozessberichte der Nebenklage.
Der Prozess beginnt mit einem Hinweis der Richterin, dass sie zukünftig gegen das unterstützende Klatschen nach den Aussagen der Zeug*innen mit einem Ordnungsgeld vorgehen wird.
@raahoff widerspricht dem deutlich. RA Siebenhüner scheint inzwischen fast die Verteidigung des Angeklagten zu übernehmen und spricht von mittelalterlichen und Markt-ähnlichen Zuständen in Bezug auf das Klatschen.
@RPietrzyk nach der Einlassung von RA: „Der Appell neutral zu sein, darf sich nicht an die Öffentlichkeit und Medien richten.“
Die erste Zeugin war auch an Yom Kippur in Halle in der Synagoge. Ihr fiel damals auf, das Mollie fehlte und nicht mehr in der Synagoge war. Sie informierte den Gemeindevorsteher und half dabei, sie wieder in die Synagoge zu holen.
„I request this court to bring Jana in this courtroom as well.“ Sie betont immer wieder, wie wichtig es ist, dass auch über ihr Leben berichtet wird und sie auch als Person wahrgenommen wird.
Sie berichtet davon, dass ihr Vater am 9/11 auf seinem Arbeitsweg am World Trade Center ausgestiegen ist und mit dem Tod und der Zerstörung dort konfrontiert wurde. Dieses Trauma trägt sie mit sich, wie das generationsübergreifende Trauma der Shoa und jetzt auch Halle.
Ihr war klar, dass die Tat viel in ihrem Leben ändern würde. Sie spricht an, dass sie nicht nur aufgrund ihrer amerikanischen Identität, sondern auch ihrer jüdischen zum Ziel werden kann.
„I too left Halle completely alone.“ Dies erwähnt sie fast beiläufig, jedoch zieht sich dieses Erlebnis durch fast alle Aussagen der jüdischen Menschen, die an Yom Kippur in der Synagoge waren.
„There is no lone wolf in a globalized world. […] And I look to the court to look into these communities and bring in experts that can do that.“
Sie kritisiert, dass es nicht sein kann, dass das BKA nicht einmal den antisemitischen Kern in dem rechtsextremen Motiv des „Great Replacement“ sieht und seine Online Verbindung nicht ermittelt hat.
Sabrina sagte als Nächstes aus und erzählt einen Teil ihrer Familiengeschichte, von ihren Eltern die aus der UdSSR nach Amerika immigriert sind und ihr damit als erste Person der Familie ein Studium möglich war.
„We are people that are also Jews.“ „There is as many Judaisms as there are Jews in the world“.
Sie stellt ihren Arbeiterhintergrund heraus und dass ihre Mütter ihr Jüdisch-sein vor allem durch antisemitische Anfeindungen erfahren hat.
„I’m not just a Jew. I’m also a woman, a leftist, a gay and a migrant. I say this because all of us can become a target of right wing terrorists.”
„The problem does not go away with him going to jail.” Sie verweist auf die Omnipräsenz von rechtem Gedankengut in unserer Gesellschaft und dass ihr Vertrauen in Politik, Staat und Justiz gebrochen ist.
Sie nimmt dann Bezug auf eine Frage, die sie dem Schwäger gestellt hatte. „What will you do, that your son will not become a Nazi?.“ Dieser hat darauf geantwortet der wüsste das nicht. Sie sagt Kopf schüttelnd: „Its not that hard.“
„Die Gesellschaft bewegt sich ein Stück mit ihm und dann geht er weiter.“
Es wurden danach 4 Polizeibeamte befragt, die in den Schusswechsel auf der Ludwig-Wucherer-Straße involviert waren. Sie beschrieben, dass der Täter direkt Feuer auf sie eröffnet hat. Nachdem er flüchtete, verfolgten sie ihn in einem Zivilen- und einem Streifenwagen.
Die Nebenklage fragt immer wieder nach, wie sie die Situation wahrgenommen haben. Bemerkenswert ist, dass allen direkt psychologische Betreuung zu Verfügung stand und sie auch direkt danach weiter betreut wurden, wenn sie das wollten.